Der Großglockner
Höhe |
3798 m |
Geografische Koordinaten |
Breite
47:00:12 N Länge 11:30:26 E |
Geodätische Koordinaten |
R=401484
H=215258 |
Prominenz und maßgebliche
Scharte |
2423 m
(Brenner) |
Dominanz zum nächst höheren
Geländepunkt |
175.740
km (Ortler) |
Eigenständigkeit |
0
(0.62) |
Lage siehe
Google Maps. |
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Der
Großglockner ist der höchste Gipfel in Österreich. Er liegt an
der Grenze der Bundesländer zwischen Kärnten und
(Ost-)Tirol
und ist Kulminationspunkt der Glocknergruppe, einer
stark vergletscherten Gebirgsgruppe entlang des Hauptkamms der
Hohen Tauern. Der Berg selbst liegt auf dem vom Hauptkamm
südseitig abzweigenden Glocknerkamm, aus dem auch die
nordwestlich anschließende Glocknerwand mit der
Hofmannsspitze
(3722m) ansteigt. Höher als der Großglockner erheben sich
erst die über 175 Kilometer entfernt in Südtirol stehenden
Gipfel von
Ortler und Königsspitze.
Damit ist der Großglockner nach dem
Mont Blanc als eigenständigster Berg in den gesamten Alpen
anzusehen.
Der charakteristisch pyramidenförmige Gipfel bildet zwei
Erhebungen, Großglockner (3798m) und Kleinglockner
(3770m), zwischen denen die Obere Glocknerscharte (etwa
3755m) eingesenkt ist. Zu allen Seiten der Bergbasis erstrecken
sich ausgedehnte Gletscher, der größte findet sich unter der
langen Nordostflanke mit der
Pasterze, dem größten Gletscher der Ostalpen. Das
gesamte Gebiet liegt im landschaftlich großartigen
.
Als Ausgangsorte bieten sich im Norden Heiligenblut und
im Süden Kals an.Lange war der Großglockner in
Privatbesitz, ehe 1918 der Villacher Großgrundbesitzer
Albert Wirth dem
Österreichischen Alpenverein (OeAV) dort vierzig
Quadratkilometer Land, samt der Pasterze, schenkte. Dies mit der
Auflage, das Land in ein Schutzgebiet einzubinden und zu
verhindern, dass deutsche Staatsbürger das Gebiet kauften um es
als privates Jagdgebiet zu führen. Zwanzig Jahre später erwarb
der OeAV weitere dreißig Quadratkilometer an der Südseite des
Großglockners. Heute ist er mit 333 Quadratkilometern Grund im
Nationalpark größter Einzelgrundbesitzer.
Vielfach gerühmt ist die von 1930 bis 1935
erstellte, landschaftlich und bautechnisch großartige
Großglockner-Hochalpenstraße
zwischen Heiligenblut und Fusch, die mit einer
Stichstraße an der Edelweißspitze auf eine Höhe von
2572 Meter führt.
Ersteigungsgeschichte und weitverbreitete Verehrung lassen
den Großglockner geradezu als heiligen Berg erscheinen.
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Die
innere Glocknergruppe von Großglockner bis Großes
Wiesbachhorn
aus Osten.
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Erstersteigung
"Ein Schießgewehr sollte man unbedingt mitnehmen bei einer
Besteigung des Großglockners", riet etwa der Naturforscher
Belsazar Hacquet, "weil man auf solchen Anhöhen oft mit
einem sehr mächtigen Feinde zu kämpfen hat, nämlich mit den
großen Geiern, die auf einen Jagd machen, und mit ihren
mächtigen Flügeln zu Boden oder in die Abgründe schlagen, wo man
dann beim beym freien Fall ihnen zur Beute wird."
Der Mensch überquerte zwar schon vor 5000 Jahren gelegentlich
Alpenpässe, die Gebirgswelt zeigte sich ihm offensichtlich stets
feindlich und unwirtlich. Bis ins 17. Jahrhundert hinein wagte
sich außer Jägern, Wilddieben und Abenteurern etwa auf der Suche
nach Gold kaum jemand regelmäßig ins Gebirge. Erst mit der
aufkommenden Aufklärung überwand naturwissenschaftliche Neugier
die verbreitete Angst vor dem Berg. Erste wagemutige Forscher
begaben sich auf den Weg in eine unbekannte neue Welt.
Im Jahre 1786 erregte die wissenschaftlich veranlasste
Erstbesteigung des in den Westalpen liegenden Mont Blanc enormes
Aufsehen. Sie wurde zum Impuls für den aufgeschlossenen Altgraf
Franz Xaver Graf von Salm-Reifferscheid (1749 – 1822),
Fürstbischof von Gurk (Kärnten), die Erstbesteigung des höchsten
Berges im Lande zu organisieren. Der Fürstbischof bildete eine
„Gesellschaft so zahlreich und ausgesucht, dass jede Abteilung
der Naturgeschichte und Physik ihren Mann dabei findet“.
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Blick
bei der Anfahrt zur Franz-Josefs-Höhe auf den
Großglockner.
Blick
vom Johannisberg auf Großglockner
und
Hofmannsspitze
(rechts daneben).
Großglockner
und Glocknerwand aus Norden vom
Kitzsteinhorn.
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Im Frühjahr
des Jahres 1799 befahl der Fürstbischof, dass "einige
Gebirgsbewohner" den vermeintlich leichtesten Anstieg auf den
Großglockner durch das Leitertal erkunden und einen
Stützpunkt nach halbem Wege bauen sollten. Im August brachen
dann dreißig Personen mit dreizehn Reit- und Packpferden im
abgelegenen Heiligenblut
auf, einem Dörflein, wo man seinerzeit nicht mehr als „eine
gotische Kirche, zwei gemauerte Häuser, acht bis zwölf hölzerne
Hütten und 15 Kirschbäume“ zu erwarten hatte. Diese erste
Expedition scheiterte an schweren Schneefällen, sechs Mann
erklommen bei schlechter Sicht immerhin noch den Kleinglockner.
Dass dies nicht der Hauptgipfel war, wurde erst im Nachhinein
erkannt. Im Folgejahr wurde daher von Salm eine zweite
Expedition mit nun 62 Personen zusammengestellt, darunter als
„reitende Partie“ der Fürstbischof und elf Wissenschaftler,
sowie zugleich als Bergführer dienende Bauern und Zimmerleute
und weitere Träger und Diener. Am 26. Juli 1800 begab man sich
auf den Weg. Eigens für dieses Unternehmen wurden Hütten auf
2750m, die alte Salmhütte, und auf 3461m an der
Adlersruhe
als Unterstand errichtet. Fünf Mann, die Brüder Martin
und Sepp Klotz, Martin Reicher, ein Zimmermann
und Pfarrer Matthias Hautzendorfer bezwangen
schließlich am 28. Juli 1800 über Kleinglockner und eine durch
die Glocknerscharte verlegte Leiter den Großglockner. Am
Folgetag errichteten sie ein Gipfelkreuz. Neben der genauen
geografischen Lage des Gipfels wurde auch dessen Höhe
barometrisch und trigonometrisch ermittelt. Mit 3761 Metern zwar
um 37 Meter zu niedrig, doch ungleich genauer als im Vorjahr, da
man noch 4216 Meter maß.
Die Gesamtkosten dieser beiden vom begüterten Fürstbischof
Salm getragenen Expeditionen dürften nach heutigen Maßstäben mit
über 50.000 Euro zu vergleichen sein. Ob die 62-köpfige
Expedition Schießgewehre gegen die Geier dabei hatte, ist nicht
bekannt.
Zum 200-jährigen Jubiläum der Erstersteigung wurde das
Gipfelkreuz im Jahre 2000 renoviert. Während dessen war am
Gipfel ein Ersatzkreuz aufgestellt.
Meilensteine
- Am 17. August 1851 gelang die erste Alleinbesteigung
durch
Corbinian Steinberger.
- Am 1. September 1853 gelang Joseph Mayr mit
J. Ranggetiner und Josef Schnell der erste
Anstieg von Kals aus zur Adlersruhe.
- Im Jahre 1856 wanderten Seine Majestät Kaiser Franz
Joseph und Kaiserin Elisabeth (Sisi) an jene
Stelle, die seitdem als "Franz-Josefs-Höhe" bekannt ist.
- Am 10. September 1864 wurde von Josef Kerer und
Peter Groder der Großglockner erstmals über den
Südwestgrat (Stüdlgrat, III)
erreicht.
- Am 5. August 1869 wurde der Hofmannsweg, später
lange üblicher Normalweg, von Karl Hofmann,
Thomas Groder und Josef Kerer im Abstieg
erstbegangen.
- Ebenfalls im Jahre 1869 gelang Mary Withehead
als erster Frau der Aufstieg, 1875 William Baile
die erste Winterersteigung.
- Am 18. August 1880 wurde die Erzherzog-Johann-Hütte an
der Adlersruhe eingeweiht.
Zur Glocknerscharte führt auch ein direkter und sehr
geschichtsträchtiger Anstieg vom nordostseitigen
Glocknerkees: die Pallavicinirinne.
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Alfred Markgraf von Pallavicini
Im Jahre 1876 errichtete der Alpenverein am anderen Ufer der
Pasterze das Glocknerhaus. Kurz nach Einweihung dieses
alsbald gut frequentierten Stützpunktes übernachtet dort ein
Mann, der mit seinem Vorhaben für außerordentliches Aufsehen
sorgte, der 28-jährige, bemerkenswert robuste Markgraf Alfred
von Pallavicini aus Wien. Mit den drei Bergführern Hans
Tribusser,
G. Bäuerle und J. Kramser wagte er den Anstieg auf
den Großglockner von der Pasterze durch jene 600 Meter hohe und
bis zu 52 Grad steile Eisrinne, die seither seinen Namen trägt.
Mehr beherzt denn tauglich gesichert, der Eishaken etwa wurde
erst ein halbes Jahrhundert später erfunden, machte sich der
Führer Tribusser ans Stufenschlagen im Eis. Nach einer Weile
sollte die Führung wechseln, was jedoch misslang im Steileis. So
hieb Tribusser weiter Tritte. Nach sieben Stunden, 2500
geschlagenen Stufen und am Rande völliger Erschöpfung führte er
das Unternehmen bis ans Ziel. Erst 23 Jahre später sollte
sich wieder jemand an diese Unternehmung in der Eisrinne wagen.
Im Juni 1886 war es abermals Pallavicini der mit drei
Begleitern nun die abweisende Glocknerwand angriff. Bereits
knapp unter dem Gipfel angekommen riss ein Wechtenabbruch die
Seilschaft mit in die Tiefe. Pallavicini überlebte als einziger.
Alleine schlug er sich durch das Spaltengewirr talwärts ehe man
ihn eine Woche später neben einer Gletscherspalte auffand, tot,
seine Nasenpartie zerschmettert, ein Auge ausgeschlagen.
Pallavicini ruht an der Kirchenmauer im Friedhof von
Heiligenblut.
Im Jahre 1909 erreichten Max Winkler und Fritz
Strobl
den Gipfel erstmals mit Schi. Willo Welzenbach
durchstieg 1926 die Nordwand und 1961 befuhren G. Winter
und H. Zakarias als erste mit Schi die
Pallavicinirinne.
Auch der Autor ist dem Großglockner besonders verbunden. Was
im Alleingang bei spätwinterlichen Bedingungen aus Süden von der
Lucknerhütte startend zum seinerzeit 300. Gipfelerfolg
wurde, erwies sich zugleich als Unglückstag seines langjährigen
und engsten Bergkameraden, der in Italien am Splügenpass
bei ungeklärten Umständen am Piz di Pian zu Tode kam.
Fotos: Thehighrisepages.de
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Ansicht
aus Osten bei der Anfahrt zur Franz-Josefs-Höhe.
An
der Franz-Josefs-Höhe.
Ansicht
aus Nordosten vom Gamsgrubenweg nahe der
Hofmannshütte. In der Tiefe erstreckt sich die Pasterze.
Gipfelbereich,
gesehen aus Nordosten vom Breitkopf.
In der Mitte zwischen Kleinglockner (links) und Großglockner
(rechts) zieht die Pallavicinirinne
herab. Vorne das Glocknerkees.
Ansicht
aus Westen vom Wildenkogel. Links
im Kammzug erheben sich Eiskögele, Schneewinkelkopf
und Romariswandkopf, direkt neben
dem Großglockner steht die Hofmannsspitze.
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Der
Großglockner aus Süden vom Lucknerhaus. Links
Hofmannsspitze, rechts Adlersruhe, davor das
Ködnitzkees.
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