Am Refuge
des Grands Mulets, dahinter der Mont Maudit.
Der Mont Maudit
im Abendlicht vom Refuge des Grands Mulets aus.
2. Tag:
Auf dem Weg zum
Gipfel des Mont Blanc: Der Bossesgrat
zwischen Vallothütte und dem Grathöcker der Grande Bosse.
Acht Stunden
nach Aufbruch: Einlauf am Gipfel des Mont Blanc.
Gipfelpanorama
im Südwesten mit den ausgedehnt vergletscherten
Testa del Rutor (Mitte rechts) und Aiguille de
la Grande Sassière (rechts). Am Horizont links dehnt sich die
Paradisogruppe aus. In Bildmitte erhebt sich die Anhöhe des Mont
Blanc de Courmayeur (4748m), höchster Punkt Italiens, im kurzen
Verbindungsgrat ragt noch der Höcker La Tourette (4741m) auf.
Blick vom
Gipfel nach Nordosten gegen Aiguille Verte
(4121m), Les Droites (4000m) und Les Courtes (3856m,
sämtlich Hintergrund rechts).
Unter der Bildmitte versammeln sich die Felsnadel Aiguille du Midi
(3842m, links) und die Pyramide der Aiguille du Plan (3673m,
Mitte). Davor reihen sich im Verbindungsgrat die vergletscherten Mont
Blanc du Tacul (4248m) und der nähere Mont Maudit (4465m).
Die
Gipfelkalotte des Mont Blanc vom Mont Maudit aus. Rechts der Bossesgrat
mit Petite Bosse und Grande Bosse, vorne die Felswand
Mur de la Côte und darunter der Col de la Brenva.
Tiefblick in
die Nordostflanke des Mont Maudit.
Mont Blanc,
links flankiert von Aiguille de Bionnassay
und Dôme de Goûter, rechts von Mont Maudit und Mont
Blanc du Tacul. Ansicht aus Südosten vom
Grand Assaly.
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Anfahrt aus Norden und
Osten über Martigny
und den Col de la Forclaz nach Chamonix. Großer P am
nördlichen, französischen Eingang des Mont-Blanc-Straßentunnels auf 1255m
(s.a.
Bing Maps, Wetter bei
weather.com). 1. Tag
Vom P unmittelbar links am Faverand-Bach hinauf. Über guten
Bergpfad steil und in zahllosen Kehren durch Wald und unansehnliches
Buschwerk. Dabei quert man das Gelände einer stillgelegten Seilbahn, u.a.
die aufgelassene Seilbahnstation La Para
auf 1685m. Bei ca. 2400m auf deutlichem Pfad nach rechts (links geht es zur
Mittelstation Plan de l'Aiguille der Seilbahn Chamonix - Aiguille
du Midi). Auf dem nun hangquerenden Abschnitt in den Couloirs unterhalb der
Aiguille de Midi auf Steinschlag achten. Durch grobes Geröll führt der
Pfad schließlich auf den wilden Glacier des Bossons
hinab (3:30, s.
Bild l.o.).
Der Gletscher wird auf einem ebenen Teilstück bei ca. 2600m gequert. Die
verschlungene Route zwischen den gewaltigen Klüften des Spaltensystems von
La Jonction (s. Bild r.o.) ist an
wenigen Stellen mit Steindauben markiert. Wenn notwendig sind auch Leitern
ausgelegt. Unterhalb einer ausgeprägten Firn- und Blankeisflanke wird das
Gelände ruhiger. Die steile Flanke wird weit rechts ausholend überwunden
(über dem linken Teil unüberwindliche Spalten); darüber angelangt quert man
über einige Spalten eben nach links. Darauf folgt eine weitere Steilstufe
mit Spalten. Über das anschließende weite Becken gelangt man zur ausgesetzt
gelegenen Hütte Refuge des Grands Mulets (3051m, s. zweites
Bild
v.o.), die von einem kleinen Felsjoch aus über einen kurzen und gesicherten
Felsanstieg erreicht wird (3:55).
2. Tag
Von der Hütte hinab zum Joch und jenseits, rechts neben den scharfen Felsen
der Grands Mulets, wieder hinauf. Eine deutliche Trasse führt nun
über einen ausgeprägten Firnrücken zum mittelsteilen Gletscherhang der
Petites Montées (einige größere Spalten). Unterwegs von eventuellen
Spuren nicht zu den Felsen leiten lassen, am oberen Ende wartet eine hohe
senkrechte Abseilstelle. Auf dem folgenden Petit Plateau
drohen von den Flanken des Dôme du Goûter Eislawinen, daher soweit links
halten wie möglich. Danach gelangt man zur zweiten großen Gletscherstufe
Grandes Montées, die unproblematisch überwunden wird. Dahinter
liegt ab ca. 4000m das spaltenarme Grand Plateau, das unmittelbar
von den steilen Eisflanken des Corridor, der
Mur de la Côte, des Mont Blanc und des Dôme du Goûter umschlossen wird.
In weitem Rechtsbogen ansteigend erreicht man durch eine weite, schier
unendlich hinaufziehende Mulde den Firnsattel Col du Dôme (4237m),
den einzigen normal zugänglichen Auslass.
Links geht es nun die breite Trasse entlang, die vom Refuge de
l'Aiguille du Goûter
zum nahen Refuge Vallot führt. Über den folgenden, aus Nordwesten
gegen Südosten hinaufziehenden, langen Firngrat, den Bossesgrat (s.
viertes Bild), führt eine
üblicherweise breit ausgetretene Trasse mit guten Ausweichstellen bei
Gegenverkehr über zwei überfirnte Grathöcker hinweg (Grande Bosse,
4513m, und Petite Bosse, 4547m) um darauf entlang eines scharfen
Firngrates zu den rechts sichtbaren, letzten Felsen (Rochers de la
Tournette, 4677m) anzusteigen. Der Grat schwenkt nach links, Osten, und
leitet über eine letzte Rückfallkuppe (P 4740) auf die gänzlich kahle
Gipfelkalotte des Mont Blanc (8:00).
Abstieg links dahinter über den windgepressten Hartfirn der Nordostflanke.
Unterwegs an zwei Felshöckern rechts vorbei gelangt man zum Col de la
Brenva auf 4303m. Nun unbedingt (besonders bei Nebel) in großem Abstand
vom rechten, ostwärtigen Rand bleiben: hier liegen die größten Wächten der
gesamten Alpen.
Weiter über die sanfte Flanke eines unbedeutenden Zwischenaufschwungs bis
zur breiten Südwestflanke des Mont Maudit. Mittelsteil in
direkter Linie empor. Auf der Schneide und dem Übergang zum Col du Midi
angelangt (vergl. drittes Bild v.u.)
nach rechts um über einige leichte Klemmblöcke den spitzen Felsgipfel zu
gewinnen (2:15).
Zurück bis zum Zwischenaufschwung. Von hier direkt zum Le Corridor
nördlich von P 3928 hinab; nicht über die Gletscherrampe am Fuße der
Felsrippe Mur de la Côte (vergl. viertes
Bild v.u.). Einigen wenigen großen Spalten ausweichend direkt aufs Grand
Plateau zuhalten. Somit hat man den "echten" Korridor mit seiner Steilzone
von breiten Spalten, die bei Begehung (August 2000) unpassierbar erscheinen,
umgangen.
Übriger Abstieg zur Hütte wie Aufstieg (3:15).
3. Tag
Abstieg von der Hütte zum P wie Aufstieg (4:50
incl. zwei Blankeis-Abseillängen bei La Jonction).
- Der in den Alpen unvergleichlich herausgehobene Standort am Gipfel des
Mont Blanc kommt dem in einem Flugzeug nahe, er reduziert alles um sich zu
Miniaturen. Nach neuester GPS-Vermessung vom September 2001 (Toleranz ±
10cm) ist die Gipfelkuppe 4810.4m hoch (alte Angabe von 1986: 4808m).
- Die beiden Firnhöcker auf dem Bossesgrat, Grande Bosse und Petite
Bosse, sind nach UIAA-Definition Nebengipfel und damit Viertausender, wenn
auch mit Einschränkung. Mit einer Schartendifferenz von bestenfalls
jeweils 5m ist dies jedoch sehr fraglich.
- Einen weiteren Hauptgipfel und echten Viertausender kann man am
Col du Dôme
mit der sanften Firnkuppe des Dôme du Goûter (4304m,
Prominenz 50m, Dominanz 1500m,
Eigenständigkeit 4,51) mitnehmen.
- Der Mont Maudit zeigt sich gegen Süden mit gewaltiger Felswand zum
Brenva-Gletscher abbrechend, von Norden bis knapp an den Gipfel
vergletschert, dabei bis 50 Grad steil (s. drittes
Bild v.u.).
- Die Route über den Glacier des Bossons führt durch spektakulärstes,
aber auch schwieriges Hochgebirgsgelände. Unterhalb der Hütte ist der
Gletscher extrem spaltenreich; im Spätsommer nicht selten ohne jegliche
Schneebrücken. Dann werden von den Bergführern aus Chamonix Leitern
ausgelegt, heißt es.
- Tag und Nacht waren im Umfeld der Hütte Eislawinen zu hören und zu
beobachten. Auch die im Aufstieg zur Hütte durch La Jonction begangene
Route war zwei Tage später beim Abstieg verschüttet.
- Das Refuge des Grands Mulets bietet 70 reguläre Schlafplätze. Es steht
auf dem untersten Felssporn eines längeren isolierten Felszuges der längs
dem Bossons-Gletscher entragt. Wasserzufuhr besteht keine; Wasser ist auf
der Hütte ausschließlich in Getränkeflaschen erhältlich. Der Zustieg zur
Hütte kann mittels der Seilbahn Chamonix - Aiguille du Midi ab
Zwischenstation Hôtel Plan de l'Aiguille (2310m) auf ca. 700
Höhenmeter verkürzt werden. Die anspruchsvolle Querung des Glacier des
Bossons ist unumgänglich. Übliche Weckzeit für die Tour 1 h. Bei ca. 8:00
Aufstieg erreicht man den Gipfel gegen 10 h.
- Auf dem Bossesgrat herrschen regelmäßig starke Höhenwinde.
- Routen durch Gletscher variieren im Detail von Jahr zu Jahr.
Ausgeprägte Séraczonen bleiben selbstverständlich erhalten, da
reliefbedingt.
- Zur Ferienzeit in Frankreich ist auch die Gegend um den Mont Blanc
unsäglich überfüllt. Eine kurzfristige wetterberücksichtigende Buchung
auch einfachster Unterkünfte ist illusorisch. Ähnliches gilt für die
Seilbahn Chamonix - Aiguille du Midi und die Zahnradbahn
St-Gervais-les-Bains - Nid d'Aigle. Wartezeiten hier nicht selten mehrere
Stunden. Ausweichunterkünfte sind am ehesten in der nahen Schweiz um
Martigny zu finden.
- Andere Schreibweise: Montblanc.
- Die Erstersteigung des Mont Blanc erfolgte bereits 1786 durch
Jacques Balmat
und Michel Paccard. Der Mont Maudit wurde 1878 durch H. S.
Hoare, W. E. Davidson, J. Jaun und J. v. Bergen
über den Col de la Brenva und die Südflanke ersterstiegen.
- Wegstrecke (Hütte 6.6 Kilometer, Hütte - Gipfelüberschreitung - Hütte
11.6 Kilometer) zum Download als
GPX-Datei.
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