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Tour 908 - La Tsanteleina

Savoyen Zentrale Grajische Alpen
Savoie Alpes Grées Centrales / Alpi Graie Centrali

Hochtour Route Pont St.-Charles - Glacier du Couart Dessus - S-Couloir Gesamtaufstiegshöhe (m) 1550 Tage 1 Verhältnisse hochsommerlich gut

Max
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Aufstiegs-
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zeit (h)
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Eigenstän-
digkeit
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3602 2056 1550 5:10 G3 490 4100 2
Anstieg Richtung Col de la Bailletta

Rückblick am Weg Richtung Col de la Bailletta. Links windet sich die Nordrampe der Passstraße zwischen Le Fornet und Col de l'Iseran empor. Den Horizont bilden Pointe de la Sana (Mitte links) sowie Grande Motte und Grande Casse (rechts).

Plan des Nettes

Die wasserreichen Böden Plan des Nettes in der Südflanke.

 

Aiguille Rousse und Aiguille Pers

Der Bergkamm südlich des Isère-Tals von Grande Aiguille Rousse (links) bis Aiguille Pers (rechts).

 

Südflanke

In der oberen Südflanke: Glacier du Couart Dessus, darüber der Weiterweg durchs gewundene Firncouloir links des Gipfels.

 

Gipfelpanorama im Südwesten

Am Gipfel:
Blick über den angestiegenen Gletscher nach Südwesten gegen die Berge um den Col de l'Iseran (Mittelgrund links). Den Horizont bilden Pointe de Charbonnel (links), Pointe de Ronce (Mitte links), Grand Roc Noir (Mitte rechts) und Pointe de la Sana (rechts).

 

Granta Parei

Aussicht im Nordosten nach Italien mit der Granta Parei, berühmter Blickfang über dem Rifugio Benevolo. Links des Bergstocks erkennt man den vergletscherten Col de Rhême-Golette, rechts im Vordergrund am Fuße der hohen Felsmauer den Ghiacciaio di Sotze.

 

Grande und Petite Aiguille Rousse

Grande und Petite Aiguille Rousse im Südosten. Rechts daneben die kleinere Pointe du Gros Caval.

 

Aiguille de la Grande Sassière

Gipfelpanorama im Nordwesten mit Sommet de Bellecôte (links) und Mont Pourri (Mitte links). Rechts staffeln sich Aiguille de la Grande Sassière, Aiguille de la Petite Sassière und Pointe du Nant Cruet.

 

Im Firncouloir

Blick beim Abstieg das Firncouloir hinab.

 


Anfahrt - aus Norden von Bourg-St.-Maurice über Val d’Isère, aus Süden vom Col de l’Iseran - nach Le Fornet. P östlich des Ortes an der tiefsten Straßenkehre im Talgrund, unmittelbar am Pont-St.-Charles (s.a. Bing Maps, Wetter bei weather.com).

Vom P kurz die Straße nach Le Fornet hinaus um bald weglos nordwestwärts die Weidehänge (ggf. an Weidezaun entlang) etwa 80 Höhenmeter bis zu den untersten Felsen hinauf zu steigen. Ab hier kann man abschnittsweise hangquerenden Weideviehspuren folgen ehe allmählich auf 2170m angekommen der markierte Weg von Le Fornet zum Col de la Bailletta erreicht ist (0:40). Diesem folgt man rechts höher bis auf etwa 2650m, wo ein großer Steinmann rechts des Weges auf die abzweigende Route zur Tsanteleina weist. Hier rechts ab und deutlichen Pfadspuren nach flach durch grünes, hügeliges Gelände weiter zu einem wasserreichen Bachbecken (Plan des Nettes) mit auffällig großen Felstrümmern. Links am Bach weiter, Steinmännchen weisen die Route, und in eine ansteigende Geröllmulde hinein die weiter oben in immer wildere Felstrümmermulden führt. Darüber erhebt sich die von einem Sturzbach durchschnittene Karschwelle. Deutlich weiter links gewährt eine Rinne den Zugang auf die Schwelle, die man neben einer Markierungsstange betritt (2:20).
Nun nach rechts, vor hohen Felswänden einen breiten, rampenförmigen Flankenabsatz über Firn und Felsbänke hinauf in den obersten Gletscherboden des Glacier du Couart Dessus. Hier links haltend, nordwärts, in Richtung des großen, gewundenen Couloirs, das knapp links vom Gipfel herab zieht. Nun bleiben 300 Höhenmeter anzusteigen, durchweg etwa 40 Grad steil, zuerst über eine weite Gletscherflanke, darauf im Firncouloir empor. In der felsigen Scharte darüber angekommen (2:00) geht es rechts in 0:10 über Felsbänke zum höchsten Punkt, den nur eine kleine trigonometrische Bodenplakette ziert.
Abstieg auf dem Anstiegswege: An der Karschwelle befindet man sich nach 1:00 wieder, am P nach weiteren 1:55.

  • Höchster Berg und südwestlicher Eckpfeiler in der Umrahmung des italienischen Fond-Kessels. Wird häufiger im Winter als Schitour über die gewaltige, nahezu ungegliederte Nordflanke angegangen, die inzwischen nur noch unwesentlich vergletschert ist. Wie hier im Sommer von Süden angegangen, eine sehr eindrückliche Tour durch wildeste Hochgebirgskare. Die unmarkierte Passage zwischen Wanderweg zum Col de la Bailletta und Karschwelle erweist sich trotz Geröll und der Felstrümmerböden allenthalben als gut gangbar. Der Gletscher zeigt sich bis in Hochsommer als problemlos begehbar. Bei den steilen 300 Höhenmetern aus dem Gletscherboden in die Scharte verlangt es nach guten Schneeverhältnissen.
  • Am Gipfel, den man im Sommer wohl meist alleine für sich hat, entfaltet sich ein weites Panorama von Mont Pourri im Nordwesten über die nahe Aiguille de la Grande Sassière, ganz nah im Nordosten steht die Granta Parei (ihre ‘Vorderseite’ ist berühmter Blickfang des Rifugio Benevolo und des ganzen oberen Val de Rhêmes), weiter in der Ferne strahlen die Gletscherriesen der Paradisogruppe herüber, ganz nah im Osten reiht sich mit Punta Calabre, Roc Bassagne und Punta Galisia ein Fond-Gipfel an den anderen, im Südosten kann man die Levanna-Gipfel ausmachen, davor die beiden Gipfel der Aiguille Rousse, daneben die Aiguille Pers, und westlich des Col de l’Iseran schließlich die breite Pyramide der Pointe de la Sana, der Gletscherbuckel der Grande Motte und die grandiose Nordwand der Grande Casse.
  • Vom Parkplatz bis zum Wanderweg in den Col de la Bailletta bleiben 40 Minuten lang steilere Weidehänge ohne jegliche Markierungen zu queren.
  • Tour alleine begangen.

 

  • Anstiegsweg (6.0 Kilometer) zum Download als GPX-Datei.

 

Der Todeskampf der jungen Gämse

Kurz nach Beginn, am Zustieg zur langen Weidehangquerung, machte jähes Zappeln in einem Weidezaun aufmerksam. Rasch war klar, dass sich hier ein größeres Tier in den groben Kunststoffmaschen verfangen haben musste. Dass es sich hoffnungslos - lebensbedrohlich - verfangen hatte, in der Überraschung jedoch nicht. Beim Näherkommen in leider gewohnt verhaltenem Anstiegstempo wurde es ersichtlich, es war eine junge Gämse, nicht älter als zwei Jahre. Sie wand sich um die eigene Achse, überschlug sich mit ungeheurer Kraft und wand sich immer tiefer ins Maschengeflecht hinein, riss den ganzen Zaun nieder, um dann ermattet niederzusinken. Keine dreißig Sekunden später, aber doch viel zu spät, war der Ort qualvollsten Leidens erreicht. Das kleine Gehörn, Maul, Hals, alles war umwickelt, verknotet, zusammengeschnürt. Die Zunge, blau angelaufen, hing zur Seite, eine letzte Zuckung durchfuhr das Geläuf. Die Gämse hatte sich im einsamen Befreiungskampf stranguliert. Ein freies Tierleben war dahin, und die Bergtour auch.
Warum war man nicht schneller gegangen. Ein kleines, aber immerhin scharfes Messer war dabei. Doch wie ist ein noch ausschlagendes und -tretendes Wildtier zu befreien, wie lange hätte das Herausschneiden gebraucht? Mechanisch ging es bald weiter, kaum ein Blick links und rechts, oben dann stumpf vor sich hin hackend durch das lange Firncouloir zum Gipfel und alles retour, schließlich wieder am Kadaver vorbei. Seine Augen waren jetzt irritierend matt weiß. Fliegen machten sich schon an ihre übliche Arbeit.

Bild1 Bild2

 

Fotos: Thehighrisepages.de

Pointe de la Bailletta (links) und La Tsanteleina (rechts) aus Süden, dazwischen der Col de la Bailletta. Die rechte Bildhälfte lässt bis auf den Ausgangspunkt die gesamte Anstiegsroute erkennen.

La Tsanteleina von Süden

Der Gipfelstock im Detail.

La Tsanteleina

 


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