Zecken und ihre Bedeutung für den Tourengeher
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Zecken,
lat. Ixodida, gehören zur Klasse der Spinnentiere. Sie bilden
eine Überfamilie innerhalb der Milben und werden hier den parasitischen
Milben zugeordnet. Zecken, deutlich kleiner als ein Streichholzkopf,
bilden die größten Milbenarten. Die meisten Arten sind Ektoparasiten,
d.h. sie dringen nicht in den Körper des Wirtes ein. Als Wirte dienen
Vögel, Reptilien und Säugetiere, hier besonders Nagetiere, Fledermäuse,
die hundeartigen und Paarhufer. Durch diese breite Streuung ihrer Wirte
geraten sie zu bedeutenden Krankheitsüberträgern, insbesondere auch für
den Menschen.
Weltweit kommen Zecken in den gemäßigten Klimazonen, Tropen und
Subtropen vor. Schildzecken bevorzugen hohe Luftfeuchtigkeit
und relative Wärme. Sie halten sich vornehmlich im Gestrüpp, in hohen
Gräsern und Farnen oder im Unterholz bis ca. 1,5 Meter Höhe auf, was der
Größe des potenziellen Wirtes entspricht. Sie lassen sich abstreifen,
sobald sich der potenzielle Wirt vorbei bewegt. In Europa ist der
Gemeine Holzbock, lat.
Ixodes ricinus, der häufigste Vertreter. Er bevorzugt
Mischwälder, besonders Unterholz nahe von Gewässern, seltener reine
Nadelwälder.
Lederzecken sind in den Tropen und Subtropen verbreitet und
bevorzugen eher trockenere dunkle Unterschlupfe. Besonders gut geeignete
Bedingungen zeigen Waldränder und Waldlichtungen mit hochgewachsenen
Gräsern, Feuchtwiesen und Bachränder mit gleichartigem Bewuchs und
weiterhin Laub- oder Mischwald mit grasigen oder krautigen Unterwuchs.
Sie sind durchaus auch in Gärten und Parks zu finden.
Zecken sind in unseren Breiten ab etwa 8 °C gewöhnlich von März bis
Oktober aktiv, aber auch bereits bei 2 °C als aktiv beobachtet worden.
Erst eine Schneedecke zwingt sie definitiv zum Rückzug. Im Freien sind Zecken während der Winterperiode nicht
aktiv. Sehr viele von ihnen überleben diese Jahreszeit nicht. Ihre
Lebenserwartung beträgt zwei bis fünf Jahre. Zecken durchlaufen als
Larve, Nymphe und erwachsenes Tier drei Entwicklungsstadien. Um diese
Stadien zu erreichen, muss die Zecke jeweils eine Blutmahlzeit
aufnehmen. Zeckenlarven sind winzig und hell und können die Haut eines
Menschen nicht durchbohren. Sie besitzen im Gegensatz zu den späteren
Stadien auch nicht vier, sondern nur drei Beinpaare. Nymphen sind etwa
stecknadelkopfgroß und können nach einer Blutmahlzeit groß wie eine
Erbse werden. Erwachsene Tiere erreichen bis zu vier Millimeter.
Menschen werden in der Regel von diesen erwachsenen Tieren befallen.
Zecken ernähren sich vom Blut ihrer Wirte. Nach einer ausgedehnten
Blutmahlzeit erreichen vor allem weibliche Zecken eine Größe von bis zu
drei Zentimeter. Die Zecken krabbeln bei Tier und Mensch bis zu mehreren
Stunden am Körper auf der Suche nach einer günstigen Einstichstelle
umher. Sie zeigen sich dabei wählerisch und bevorzugen feuchte, warme,
gut durchblutete, dünne Haut. Diese Stellen finden sich beim Menschen
besonders an Kniekehlen, Haaransatz, Leistenbeuge und hinter dem Ohr.
Nach Beendigung ihrer Blutmahlzeit lassen sie sich vom Wirt abfallen.
Die Weibchen begeben sich anschließend auf die Suche nach einer
geschützten Stelle am Boden, um alsbald Eier abzulegen. Die Eiablage
kann mehrere Tage andauern. Dabei werden insgesamt etwa 2.000 Eier
produziert ehe das Weibchen verendet.
Als natürliche Feinde der Zecken sind etwa bestimmte Pilzarten,
Fadenwürmer, Vögel und parasitische Wespen bekannt. Außerdem dezimieren
extrem kalte Winter unter -20 °C den Bestand. Es wird diskutiert,
natürliche Feinde der Zecken wie etwa die Wespen gezielt in
Risikogebieten auszubringen und so die Zeckenpopulation zu reduzieren.
Krankheitsgefährdung für den Menschen
Zecken übertragen aufgrund ihrer Lebensweise häufig Krankheitserreger
zwischen den verschiedenen Wirten. Sie selbst erkranken dabei nicht. Der
Mensch ist dabei durch verschiedene ernste Erkrankungen betroffen:
- Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME,
Hirnhautentzündung)
- Lyme-Borreliose
- Rickettsiosen.
Ehrlichiose und Babesiose kommen in unseren
Regionen kaum vor. Viele dieser Krankheiten zeigen ein äußerst diffuses,
häufig schwer diagnostizierbares Krankheitsbild, das zudem erst mit
deutlicher Verspätung Symptome hervorbringen kann. Manche Infektionen
begleiten den Menschen als chronische Krankheit ein Leben lang und
können zu Berufs- und Arbeitsunfähigkeit führen.
FSME ist eine Infektionskrankheit des Nervensystems. Der Name weist
auf gehäufte Vorkommen in den Frühsommermonaten hin, die Krankheit tritt
aber auch bis in den Herbst hinein auf. Etwa sieben bis vierzehn Tage
nach dem Zeckenstich beginnt die Erkrankung mit Symptomen wie bei einem
grippalen Infekt: Allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Fieber,
Muskel- und Gelenkschmerzen, möglicherweise Katarrh der oberen Atemwege.
Bei den weitaus meisten der Infizierten ist die Krankheit damit
überwunden. Bei etwa jedem fünften Betroffenen reichen die Abwehrkräfte
des Körpers nicht aus und die Viren befallen das Nervensystem. Dann
zeigen sich nach einigen beschwerdefreien Tagen schwere bis schwerste
Krankheitserscheinungen: Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen, hohes
Fieber, Nackensteife, Schwindel (wenn Hirn- und Rückenmarkshäute
befallen), Bewusstseinstrübung, halbseitige Lähmung, Krampfanfälle,
Sprach-, Schluck-, und Bewegungsstörungen, Hörsturz, Gesichtslähmungen
(wenn Gehirn bzw. Gehirnnerven befallen), Muskelschwäche, Lähmungen und
Gefühlsstörungen der Arme und Beine (wenn Rückenmark bzw. periphere
Nerven befallen). Mit fortschreitendem Lebensalter häufen sich diese
schweren Verlaufsformen.
Für die Wahrscheinlichkeit, sich mit FSME zu infizieren, muss es bei
groben Schätzungen bleiben. In Südbaden ist immerhin bekannt, dass etwa
ein bis fünf Prozent der Zecken FSME-Viren in sich tragen.
Glücklicherweise verläuft allerdings ein Teil der FSME-Infektionen
symptomfrei. Deshalb dürfte eher nach jedem hundertsten bis tausendstem
Zeckenstich mit einer Frühsommer-Meningoenzephalitis zu rechnen sein.
Insgesamt werden in Deutschland pro Jahr einige hundert Fälle von FSME
diagnostiziert, die Dunkelziffer dürfte ein vielfaches betragen.
In Europa ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit die
Lyme-Borreliose, bei der Bakterien, die Borrelien, übertragen werden.
Eine Erkrankung mit Borrelien ist oftmals schwer zu erkennen. Die
Symptome sind unspezifisch, sehr vielfältig und treten nicht unbedingt
bei allen Erkrankten auf. Da die Krankheit nicht meldepflichtig ist und
oft kaum erkannt wird, bleiben genaue Erkrankungszahlen aus. Schätzungen
gehen von etwa 50.000 Erkrankungsfällen pro Jahr in Deutschland aus, die
jedoch in der Mehrzahl der Fälle vom körpereigenen Immunsystem
erfolgreich bekämpft werden kann. Borrelien sind zunächst weniger
infektiös als FSME-Erreger. Da sich diese Bakterien im Darm der Zecken
einnisten, gelangen sie weniger rasch in den menschlichen Körper. Um
sich mit Borrelien zu infizieren, muss die Zecke bald 24 Stunden auf der
Haut sitzen und Blut saugen. Obwohl jede vierte Zecke diese Bakterien in
sich trägt, führt somit nur etwa jeder dreißigste Stich zur Infektion.
Mit einer Borreliose ist letztlich bei jedem hundertsten Zeckenopfer zu
rechnen. Ausgangspunkt für die Übertragungskette sind hier infizierte
Mäuse, Füchse oder Krähen (auch angelockt durch offenen Müll), nicht
jedoch z.B. Wiederkäuer [5].
Rickettsiosen sind Fleckfiebererkrankungen, die durch Bakterien der
Gruppe der Rickettsien (lat. Rickettsiaceae)
hervorgerufen werden. Übertragen werden diese Bakterien von
verschiedenen Spinnentieren und eben auch den Zecken. Deutschlandweit
dürften etwa zehn Prozent der Zecken mit humanpathogenen Rickettsien
infiziert sein. Im Land Brandenburg sind jüngst Populationen von
Auwaldzecken aus Ost- und Südeuropa zugewandert, bei denen etwa die
Hälfte den Erreger Rickettsia raoultii mit sich trägt, der zu
Schwellungen der Lymphknoten führt.
Ein Zeckenstich bleibt unbemerkt, da die Zecken die Einstichstelle
betäuben. Hat eine Zecke zugestochen, so gibt sie sofort ihren Speichel
ab. Dieser enthält einen Gerinnungshemmer. Nach zehn bis fünfzehn
Stunden pumpt sie die unverdaulichen Reste der Blutmahlzeit wieder in
ihren Wirt zurück. Das ist die kritische Phase, da nun
Krankheitserreger, die sie bei vorherigen Opfern aufgenommen hat, in den
Wirtskörper gelangen können. Daher steigt die Wahrscheinlichkeit einer
Übertragung von Krankheitserregern mit der Dauer der Stechzeit. Hat
eine Zecke zugestochen und sich festgesaugt, ist es somit dringend
angeraten, sie zu entfernen. Man löst das mit seinem Stechwerkzeug
verhakte Kleintier am besten vorsichtig ziehend (die hier häufig
erwähnte Drehbewegung ist eine sinnlose und entbehrliche Artistik) bis
es nach bald einer halben Minute ruckartig von der Haut ablässt. Es gibt
spezielle Zeckenzangen dafür, eine gewöhnliche Pinzette ist für Ungeübte
noch besser geeignet. Die Zecke ist dabei unmittelbar über der
Einstichstelle zu packen. Eine Infizierung mit einem der Erreger muss
nicht zwingend erfolgt sein, da sie erst Stunden nach dem Zustechen
eintreten kann. Die Gefahr sich zu infizieren erhöht sich jedoch immens,
wenn man die Zecke beim Versuch sie zu entfernen quetscht oder
zerdrückt.
Nur gegen die FSME gibt es eine Schutzimpfung. Diese empfiehlt sich
für jeden, der in einem Risikogebiet wohnt oder im freien arbeitet oder
plant dorthin zu verreisen. Wird man ohne Impfschutz von einer Zecke
gestochen, muss unbedingt in Erfahrung gebracht werden, ob der Kontakt in
einem gefährdeten Gebiet stattgefunden hat. Denn innerhalb von vier
Tagen besteht noch die Möglichkeit, sich durch ein
Hyperimmunglobulin-Präparat passiv immunisieren zu lassen und so
kurzfristig einen Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Eine dauerhafte
Immunität wird dadurch nicht erreicht.
Verbreitungsgebiete der FSME
- In Deutschland ist das Gebiet der mit FSME infizierten Zecken
nahezu deckungsgleich mit den Bundesländern Baden-Württemberg und
Bayern mit Ausnahme größerer Landstriche in Oberschwaben. Darüber
hinaus sind noch Hessen südlich des Mains und einige Landkreise im
südlichen Thüringen und Sachsen gefährdet.
- In der Schweiz ist das Mittelland und ganz besonders der
Bodenseeraum gefährdet.
- In Österreich zeigt sich das ganze Tiefland mit Ausnahme der
Gebiete östlich von Wien betroffen.
Im übrigen Europa sind Albanien, Slowenien, das westliche Ungarn, die
Tieflandregionen von Kroatien und der Slowakei, Tschechien, Nord- und
Ostpolen und die baltischen Staaten sowie die schwedische Ostküste
FSME-Risikogebiete. Im Osten sind Weißrussland und eine weit ausgedehnte
Region um Moskau betroffen. Im übrigen Europa finden sich kaum
Risikogebiete.
Der Alpenraum mit Ausnahme der wenigen ganz großen Stromtäler zeigt
sich für Zeckenpopulationen klimatisch generell ungeeignet. Sehr
langfristig betrachtet wird hier durch die Klimaerwärmung das Risiko
etwas ansteigen.
Gefährdung für den Gebirgstouristen
Da Zecken im Winter unserer Breiten nicht aktiv sind, bleiben Schi-
und Schneeschuhtouren selbst in bewaldeten Zonen unter 2.000 Meter
Meereshöhe unproblematisch.
Das Verbreitungsgebiet der Zecken lässt einerseits die
Hochgebirgregionen aus, andererseits sind jedoch gerade die gerne
frequentierten Mittelgebirgsregionen in Süddeutschland stark von mit
FSME infizierten Populationen betroffen. Risikobehaftet im
deutschsprachigen Raum sind damit die Tourengebiete Schwarzwald,
Schwäbische Alb, Odenwald, Spessart, Rhön, Thüringer Wald, Erzgebirge,
Fränkische Alb, Fichtelgebirge, Böhmerwald / Bayerischer Wald,
Randgebiete der Appenzeller Alpen und der Bayerischen Voralpen sowie der
Hausruck in Oberösterreich. Doch auch in Hunsrück, Nordhessischem
Bergland und Harz bleibt man nicht von diesem Thema verschont. Will man
der Gefährdung durch FSME entgehen, sind sommerliche Touren weglos durch
Gestrüpp und Unterholz in diesen Mittelgebirgsregionen also zu
vermeiden. Mit Borrelien infizierte Zeckenpopulationen finden sich
allerdings überall in Deutschland, ohne dass es eine Schutzimpfung dagegen
gäbe. Umfangreiche aktuelle Feldstudien [5] deuten
aber darauf hin, dass im Vergleich auf bestoßenen Weideflächen sowohl
die Zahl der Tiere als auch die Durchseuchungsrate am geringsten ist,
während sich etwa in mit städtischem Unrat verunreinigten Stadtparks und
Gärten eine hohe Gefahr zeigt. Die verursachte Borreliose kann immerhin
nachträglich mit Antibiotika bekämpft
werden, was sich jedoch u.U. über Jahre erstrecken kann.
S.a.: [1]
http://www.zecken.de
[2]
http://www.sueddeutsche.de
[3]
http://www.stmug.bayern.de
[4]
http://www.aerzteblatt.de [5]
Studie der Baden-Württemberg-Stiftung
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